Vor Jahren sagte Kardinal Karol Wojtyła über die Kirche in Oberschlesien: „Die Diözese Kattowitz ist eine ganz besondere Gemeinschaft des Volkes Gottes. Sie hat ihr eigenes religiöses und gesellschaftliches Profil. Ein besonderes Merkmal Eurer Kirche ist das Zusammenspiel aus Gebet und Arbeit“
Bis zum Jahr 1922 gehörte Oberschlesien, in dessen Einzugsbereich die Erzdiözese liegt, administrativ gesehen zur Erzdiözese Breslau (Wrocław). Nach Ende des I. Weltkriegs und der Wiedererlangung der Unabhängigkeit durch Polen im Jahr 1918 verstärkten sich in Oberschlesien die Bemühungen der dort ansässigen polnischen Bevölkerung um einen Anschluss an die wiederentstandene Republik Polen. In Anbetracht des Widerstands der preußischen Behörden brachen in den Jahren 1919, 1920 und 1921 drei schlesische Aufstände aus. Der letzte Aufstand bildete die Grundlage für den Beschluss des Völkerbunds, eine Volksabstimmung in der Region durchzuführen. In der Folge wurde im Jahr 1922 ein Teil Oberschlesiens Polen zugesprochen. Als Reaktion auf diese politischen Entwicklungen setzte der Heilige Stuhl bereits im November 1922 eine Apostolische Administratur für den polnischen Teil Schlesiens ein. Drei Jahre später rief Papst Pius XI. mit der Bulle „Vixdum Poloniae unitas“ vom 28. Oktober 1925 u.a. die Diözese Kattowitz ins Leben und schloss sie der Krakauer Kirchenprovinz an.
Das Einzugsgebiet der Diözese Kattowitz umfasste das industrielle Zentrum des Landes. Die Konzentration der Schwerindustrie (Steinkohlebergwerke und Stahlindustrie) zog eine jähe Verstädterung und einen massiven zahlenmäßigen Anstieg der in der Industrie beschäftigten Einwohner nach sich. In der Folge war es erforderlich die seelsorgerische Arbeit auszubauen, insbesondere in den neuen Städten wie Tychy, Jastrzębie, Żory und Wodzisław. Deshalb wurden in den Jahren 1970-1989 trotz der kirchenfeindlichen Politik der kommunistischen Machthaber über 150 neue Kirchen errichtet und Pfarrgemeinde gegründet. Dutzende weitere Gotteshäuser entstanden nach 1989 dank des außergewöhnlichen Einsatzes und der Aufopferung der katholischen Laien sowie des Engagements der für die Bauprojekte verantwortlichen Pfarrer. Erwähnenswert sind der Kampf der Kattowitzer Bischöfe um Baugenehmigungen für neue Kirchen, ihre Bestrebungen um arbeitsfreie Sonntage und ihr Einsatz für Familie, Arbeitnehmerrechte und Umwelt.
Aktuell gehören der Erzdiözese 322 Pfarrgemeinden in 37 Dekanaten an. Die Hauptkirche der Erzdiözese ist die Christkönigskathedrale in Kattowitz, die im Jahr 1955 geweiht wurde. Die aktuelle Gestalt der Kathedrale weicht von den ursprünglichen Bauplänen ab, da die kommunistischen Machthaber den Bau der 30 Meter hohen Kuppel zu verhindern wussten. Auf der Frontseite der Kathedralkirche prangt der Schriftzug „Soli Deo honor et gloria“.
Kraft der Bulle „Totus Tuus Poloniae Populus” vom 25. März 1992 erhob Papst Johannes Paul II. die Diözese Kattowitz in den Rang einer Erzdiözese und machte Kattowitz zum Sitz der neuen Kirchenprovinz. Dieser gehören die Erzdiözese Kattowitz sowie die Diözesen Gleiwitz und Oppeln an. Die wichtigsten Schutzheiligen der Erzdiözese sind die Muttergottes von Piekar und der hl. Hyazinth.
Personalien
Die Verwaltung der Apostolischen Administratur des polnischen Teils Schlesiens oblag Pfarrer August Hlond. Nach der Gründung der Diözese Kattowitz (Schlesien) wurde er zum ersten Bischof ernannt (1925). Als Bischof Hlond schon im Jahr 1926 zum Primas von Polen ernannt wurde, übernahm der aus der Diözese Posen stammende Pfarrer Arkadiusz Lisiecki das Bischofsamt in Kattowitz. Er regierte die Diözese jedoch nur für vier Jahre. Nach seinem Tod während der Visitation reise im Jahr 1930 folgte Bischof Stanisław Adamski (ebenfalls aus Posen stammend). Dieser blieb insgesamt 37 Jahre im Amt, wobei ihm bereits 1950 aus gesundheitlichen Gründen Bischof Herbert Bednorz als Koadjutor zur Seite gestellt wurde. Dieser leitete die Diözese zunächst als Koadjutor und nach dem Tod von Bischof Adamski (12. November 1967) als Diözesanbischof von Kattowitz. Im Jahr 1985 ging er in Pension, als fünfter Bischof von Kattowitz wurde Pfarrer Damian Zimoń (seit 1992 Erzbischof und Metropolit) berufen. Am 29. Oktober 2011 wurde Bischof von Tarnów Wiktor Skworc ins Amt des Erzbischofs und Metropolit von Kattowitz berufen. Die kanonische Amtseinführung fand am 26. November 2011 statt. Bei der seelsorgerischen Arbeit unterstützen ihn die Weihbischöfe Marek Szkudło und Adam Wodarczyk.
Der Klerus der auf das Jahr 1925 zurückgehenden Diözese rekrutierte sich ursprünglich aus den Geistlichen der Diözese Breslau, die in den Priesterseminaren in Breslau und Weidenau ausgebildet und erzogen worden waren. Die Diözese nahm ihre Arbeit mit ca. 300 Priestern auf. In den Zwischenkriegsjahren kamen auf jeden Pfarrer innerhalb der Diözese 3385 Gläubige. Für Optimismus sorge die große Zahl an Kandidaten für das Priesteramt: im Jahr 1935 studierten 159 Alumni am Schlesischen Priesterseminar in Krakau. Bei Ausbruch des II. Weltkriegs zählte die Diözese 489 Priester. Die Verfolgungen der Geistlichen während des Kriegs lichteten die Reihen jedoch stark. Als Vorwand für die Repressionen diente die Teilnahme der Priester an den Schlesischen Aufständen und der Volksabstimmung, außerordentliche Verdienste für die polnische Kultur in den Zwischenkriegsjahren, Untergrundaktivitäten in illegalen wohltätigen Bewegungen sowie die mangelnde Befolgung der Verbote der Besatzungsmacht bezüglich der Seelsorge (erlaubt war ausschließlich die deutsche Sprache, da Oberschlesien dem III. Reich angeschlossen worden war). Insgesamt waren 157 Geistliche von Repressionen verschiedener Art betroffen (45 Priester und Kleriker starben). Zwei Geistliche wurden als Märtyrer selig gesprochen: Emil Szramek und Józef Czempiel. Aktuell dauert der Seligsprechungsprozess von Pfarrer Jan Macha, der sein Leben ließ, weil er bedürftige Familien unterstützte. Auch während des Kommunismus wurden zahlreiche Geistliche verfolgt, u.a. durch Verhaftungen, Gefängnisstrafen und Zwangsverbannungen. In den Jahren 1952-1956 wurden der Kattowitzer Bischof Stanisław Adamski, Koadjutor Herbert Bednorz und Weihbischof Julius Bieniek für die Verteidigung der Katechese in den Schulen von den kommunistischen Machthabern aus der Diözese verbannt und lebten im Exil. Während ihrer Abwesenheit wurde die Diözese von Kapitular Vikaren verwaltet, die unter der Aufsicht und auf Druck des Sicherheitsdiensts gewählt worden waren.
Nach dem II. Weltkrieg stieg die Zahl der Geistlichen systematisch an. Bis zum Jahr 1980 hatte das Schlesische Höhere Priesterseminar seinen Sitz in Krakau. Dank eines Beschlusses von Bischof H. Bednorz vom 3. November 1980 wurde das Seminar nach Kattowitz in das aus der Vorkriegszeit stammende Gebäude des St.-Hyazinth-Gymnasiums verlegt. Heute studieren die Alumni gemeinsam mit weltlichen Studenten an der theologischen Fakultät der Schlesischen Universität Kattowitz. Der Klerus der Erzdiözese Kattowitz zählt aktuell 1070 Priester. Mehrere Dutzend von ihnen arbeiten im Rahmen von Missionen (Kasachstan, Sambia), in polnischen Gemeinden in England und Frankreich sowie in Ländern, in denen es an einheimischen Geistlichen mangelt (Tschechische Republik, Ukraine). Im Jahr 1997 wurde das Altenheim für emeritierte Priester eingeweiht.
Im Einzugsgebiet der Erzdiözese Kattowitz liegen zahlreiche Klöster von Frauen- und Männerorden, darunter der Provinzsitz der Franziskaner, das Generalmutterhaus der Barmherzigen Schwestern vom hl. Karl Borromäus sowie das Provinzhaus der Schwestern von der hl. Elisabeth und der Mägden der Mutter Gottes der Unbefleckten Empfängnis. In der Erzdiözese haben außerdem zwei Klausurorden ihren Sitz: die Karmelitinnen (Kattowitz) und die Schwestern von der Heimsuchung Mariens (Rybnik).
Seelsorge
Der Erzbischof von Kattowitz wird bei der Verwaltung der lokalen Kirchenstrukturen von verschiedenen Abteilungen des Metropolitan Kurie (Generalvikariat) und Einrichtungen für die einzelnen seelsorgerischen Arbeitsbereiche unterstützt. Eine besondere Rolle kommt hierbei der Caritas der Erzdiözese Kattowitz zu, die gute Dutzend soziale Betreuungseinrichtungen unterhält. Wohltätige Arbeit leisten auch die Pfarrgemeinden in eigenen Caritas-Gruppen. Eine wichtige Mission gegenüber Armen und Wohnungslosen erfüllen in Kattowitz die Missionarinnen der Nächstenliebe (Mutter Theresa Schwester) und das rund um die Uhr verfügbare katholische Sorgentelefon.
In der Erzdiözese Kattowitz sind zahlreiche katholische Verbände und Bewegungen vertreten, wie u.a. die von Pfarrer Franciszek Blachnicki gegründete Bewegung „Licht-Leben“, die Bewegung „Kinder Mariens“, die Katholische Charismatische Erneuerung, die Legion Mariens, Focolari, das Neokatechumenat, die Katholische Aktion, der Katholische Jugendbund und weitere Gruppierungen mit frommem, wohltätigem und apostolischem Charakter. Bereits zu Zeiten der kommunistischen Herrschaft erhielten folgende Seelsorgegruppen einen Sonderstatus: die akademische Seelsorge, die Seelsorge der Arbeitenden, die Seelsorge der Künstler und weitere standesbezogene Gruppierungen.
Wichtige Ereignisse in der Nachkriegsgeschichte der Diözese Katowice waren u.a. die Pilgerreise des Gnadenbilds der Muttergottes von Tschenstochau durch die hiesigen Gemeinden im Milleniumsjahr 1966 (die Pilgerreise fand jedoch ohne das Gnadenbild selbst statt, das von den kommunistischen Machthabern auf dem Weg nach Katowittz „in Gewahrsam genommen“ und von der Miliz eskortiert nach Tschenstochau ins Kloster gebracht wurde); die I. Diözesansynode (1972-1975), der Besuch des Heiligen Vaters Johannes Paul II. in Katowice (20. Juni 1983) und die Gründung einer theologischen Fakultät an der Schlesischen Universität in Kattowitz (2000). In den vergangenen Jahren erlebte die lokale Kirche eine II. Diözesansynode. Aktuell werden die Beschlüsse im Rahmen der Vorbereitung zur 100-Jahrfeier der Erzdiözese (2025) umgesetzt.
In der Erzdiözese Kattowitz liegen mehrere Marienwallfahrtsorte – der bekannteste ist das Heiligtum der Wundertätigen Muttergottes von Piekar in Piekary Śląskie. Jedes Jahr werden eigene Pilgerfahrten von Männern und Jungen sowie Frauen und Mädchen dorthin organisiert. Viele Jahre lang nahm auch der damalige Krakauer Erzbischof Card. Karol Wojtyla an diesen Ereignissen teilt.
Die Erzdiözese betreibt Exerzitien Häuser in Kokoszyce, Brenna, Katowice-Panewniki, Koniaków, Wisła und Jawornik, die themenbezogene Veranstaltungen und Exerzitien für Laien und Geistliche anbieten.
Im Jahr 1986 wurde das Diözesanmuseum mit der Dauerausstellung „Gotische Sakralkunst in Oberschlesien” und verschiedenen Wechselausstellungen in der Galerie für Moderne Kunst „Fra Angelico” eröffnet. Ein großer Teil der gotischen Sakralkunst wurde dem Schlesischen Museum in Kattowitz übergeben und ist dort ausgestellt.
Eine wichtige Rolle bei der Evangelisierung nehmen die katholischen Medien der Erzdiözese ein: die Wochenzeitung „Gość Niedzielny“ (gegründet im Jahr 1925; wöchentliche Auflage ca. 140 000 Exempl.), die Monatszeitschrift „Mały Gość Niedzielny“ (religiöse Zeitschrift für Kinder und Jugendliche, herausgegeben seit 1926, Auflage ca. 100 000 Exempel.), die Monatszeitschrift „Apostolstwo chorych“ (gegründet im Jahr 1946, Auflage 33 000 Exemplare), die Buchhandlung und Druckerei „Księgarnia i Drukarnia św. Jacka“ (seit 1925), die Radiostation eM und das seit mehreren Jahren existierende Internetportal „Wiara.pl“. Die Pressestelle der Erzdiözese gibt den Diözesan-Informationsservice heraus, der die lokalen Medien (ca. 300 Empfänger) über geplante Ereignisse in der Erzdiözese informiert. Ein weiteres einzigartiges Projekt ist das Online-Bibelportal „Biblicum Śląskie“, das das Studium der heiligen Schrift und den Erwerb von zusätzlichem Bibelwissen ermöglicht. Die Erzdiözese Kattowitz betreibt außerdem eine eigene Internetseite (www.archidiecezja.katowice.pl).
Die Erzdiözese Kattowitz arbeitet mit dem Polnischen Radio Katowice und dem öffentlichen Fernsehsender TVP3 Katowice zusammen: auf Basis gesonderter Verträge funktionieren Redaktionen religiös orientierter, zyklisch ausgestrahlter Programme.